Die Sacred-Reihe
Das Genre der Hack and Slay Spiele hat eine ganze Reihe von Klassikern hervorgebracht, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Besonders nennenswert sind beispielsweise Diablo (insbesondere die ersten beiden Teile) sowie Titan Quest, die beide bis heute weltweit eine solide Fangemeinde haben. Das Grundprinzip des Genres dürfte euch allen bekannt sein: Horden von Gegnern, die durch endloses Klicken der linken Maustaste und Einsatz von Spezialfähigkeiten niedergemäht werden, sowie das Sammeln und Horten seltener Gegenstände. Sacred ist hier keine Ausnahme.
Dieses Spiel, das vom deutschen Studio Ascaron entwickelt und 2004 veröffentlicht wurde, weist viele Parallelen zum stilprägenden Klassiker Diablo auf und wurde zur Zeit seiner Veröffentlichung oft mit diesem Klassiker verglichen. Im Rückblick müssen wir jedoch bedauerlicherweise feststellen, dass dieses Hack and Slay Juwel zwischen Diablo 2 (2000) und Titan Quest (2006) etwas unterging und ein wenig in Vergessenheit geraten ist.
Endlosgefechte in einer riesigen, offenen Welt
Unserer Ansicht nach verdient die Sacred-Reihe es, wiederentdeckt zu werden! Denn obwohl das Kampfsystem nicht ganz mit den komplexeren Fertigkeitsbäumen von Diablo 2 und Titan Quest mithalten kann, unterscheidet es sich in einem Aspekt vollkommen von anderen Games dieser Art, einschließlich neueren Topsellern wie Grim Dawn oder Torchlight oder dem kostenlosen Path of Exile. Es ist nämlich – was für dieses Genre absolut außergewöhnlich ist – ein Open World Game. Was bedeutet das für euch als Spieler? Die Antwort ist kurz und knapp: Freiheit. Ähnlich wie in Open World RPGs wie etwa der Elder Scrolls Reihe oder der Gothic-Serie genießt ihr als Spieler von Anfang an die Freiheit, euch vollkommen frei durch eine gigantische Welt zu bewegen, in der es Unmengen an verschiedenen Landschaften, Städten, Völkern, Gegnern und Schätzen zu entdecken gibt.
Ein solches Maß an Entdeckergeist entfaltet sich selbst bei ikonischen Genre-Klassikern wie Diablo oder Titan Quest nicht. Denn in den ersten beiden Teilen der Sacred-Reihe bewegt man sich nicht einfach nur in einer festgelegten Reihenfolge linear von Region zu Region. Es gibt natürlich einen Hauptquest, der die Story vorantreibt und dem Spieler ein Minimum an Orientierung gibt. Davon einmal abgesehen habt ihr als Spieler jedoch alle Freiheiten, die ihr in einem Spiel wie Skyrim auch hättet. So könnt ihr einfach auf eigene Faust die mysteriöse Welt von Ancaria erkunden und eure eigene Geschichte kreieren.
Ein buntes, aber gefährliches Land
Ancaria wächst dem Spieler schnell ans Herz. Es ist eine bunte, farbenfrohe und vielschichtige Welt, die von den Entwicklern mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. So ist Ancaria zwar deutlich weniger dunkel und gruselig als Diablo, aber auch deutlich näher an der klassischen High-Fantasy Ästhetik als Titan Quest. Mit seinen Elfen, Feen, Riesen und anderen merkwürdigen Geschöpfen beschwört Ancaria öfters eine Atmosphäre, die wohltuend an den Herrn der Ringe erinnert. Wer an Diablo also vor allem die Horror-Ästhetik genießt, wird Sacred wahrscheinlich weniger genießen als andere Spieler, die von traditionellen Fantasy-Welten nicht genug kriegen können.
Ancaria ist jedoch auch eine gefährliche Welt, in der es vor Gefahren nur so wimmelt. Seien es blutrünstige Dunkelelfen, Nekromanten, Drachen, Orks oder menschliche Widersacher – in Sacred mangelt es nicht an Vielfalt. Die schiere Menge an diversen Gegnern, Waffen und Zaubern ist überwältigend und selbst nach heutigen Standards beindruckend. Die Offenheit der Welt vermittelt hierbei ein Gefühl von Freiheit, wie wir es sonst nur von Divine Divinity, einem anderen Hack and Slay Klassiker, kennen. Jedoch ist Divine Divinity, obwohl es ein überragendes Spiel ist, bei weitem nicht so vielseitig wie Sacred. Die Welt in Sacred ist größer und deutlich abwechslungsreicher, mit verschiedenen Klimazonen und Kulturkreisen. Während Divine Divinity vom Feeling her an eine Hack and Slay Interpretation von Gothic erinnert, bietet die Sacred Reihe ein Spielgefühl, das in vielerlei Hinsicht tatsächlich an die Elder Scrolls Reihe (von Morrowind bis Skyrim) erinnert. Und das hebt Sacred unserer Meinung nach von der Konkurrenz ab und macht es zu einer besonderen Erfahrung.
Sacred 1 – direkt ins Abenteuer
Der Erste Teil der Reihe wirft den Spieler direkt in die abenteuerliche Welt von Ancaria. Hier dürft ihr euch umgehend mit Goblins, Orks, Banditen und Untoten messen und erlebt eine Freiheit, die anfangs etwas überwältigend sein kann. Doch die Hauptstory, die vom Kampf gegen den grausamen Hexer Shaddar und seine dämonischen und untoten Schergen handelt, bietet genug Orientierung, so dass man ihr als Spieler nicht den Faden verliert. Die Erweiterung „Underworld“ fügt somit den sechs klassischen Charakterklassen zwei neue Klassen, die Dämonin und den Zwerg, hinzu. Mit insgesamt acht Charakterklassen und einer neuen, grotesken Spielwelt (Unterwelt) bietet der erste Teil der Sacred-Reihe unzählige Stunden an Spielspaß und Entdeckerfreude.
Sacred 2: Fallen Angel
Sacred 2 erzählt die Vorgeschichte zum ersten Teil und taucht tief in die mythischen Ursprünge Ancarias ein. Der Spieler wird in die konfliktreiche Welt der Hochelfen geworfen, zwischen denen sich ein blutiger Bürgerkrieg entfaltet. Zentral für diesen Konflikt ist hierbei die T-Energie, eine Quelle enormer magischer Kräfte. Verschiedene Fraktionen im Spiel kämpfen um den Zugang zu dieser mysteriösen Kraftquelle und als Spieler werden wir hierbei in einen packenden Konflikt zwischen Licht und Dunkelheit hineingezogen.
Die Spielwelt von Sacred 2 mit seiner Erweiterung „Blood & Ice“ entspricht in ihrer Größe in etwa den Dimensionen des Vorgängers. Es gibt jedoch neue Charakterklassen, darunter den faszinierenden Tempelwächter, der dem ägyptischen Gott Anubis nachempfunden ist. Zudem erwarten den Spieler zahllose neue Monster und Landschaften, die es zu erkunden gilt.
Auch grafisch hebt sich Sacred 2 vom Vorgänger ab und zeigt deutliche Verbesserungen. Insgesamt hält das Spiel jedoch am beliebten Spielprinzip des Vorgängers fest und weckt damit die Entdeckerlust und den Kampfgeist. Was beim Vorgänger schon überragend gut funktionierte, gelingt auch hier wieder einwandfrei. Manche Kritiker bemängeln, dass sich das Spiel zu wenig vom Vorgänger unterscheidet, doch wir sagen dazu nur: Never change a running system! Darüber hinaus hielten ja auch Klassiker wie Diablo an etablierten Traditionen fest und versuchten, diese weiter auszubauen. Der Bruch erfolgte zu einem gewissen Grad erst mit Diablo 3, und das bringt uns zu einem wichtigen Punkt, nämlich dem letzten Teil der Sacred-Reihe.
Sacred 3: Ein Bruch mit der Tradition
Sacred 3 erhielt von Kritikern und Spielern eher gemischte Kritiken. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man sich die grundlegenden Änderungen einmal genauer ansieht. So wurde etwa die offene Welt der ersten beiden Teile durch ein lineares Spielsystem ersetzt. Auch das beliebte Sammeln von Gegenständen ist nicht länger möglich, da Spieler nur noch Gold und Erfahrung sammeln können, welche sie gegen Ausrüstung und Spezialfähigkeiten austauschen können. ES handelt sich also um ein vollkommen unterschiedliches Spiel und es ist somit alles andere als verblüffend, dass sich viele Fans darüber enttäuscht zeigten. Die Ursache hierfür ist, dass Ascaron – das deutsche Studio, das die ersten beiden Teile der Sacred-Reihe entwickelte – im Zuge der Entwicklung von Sacred 2 bedauerlicherweise pleiteging. Der dritte Teil wurde somit von einem anderen Studio (Keen Games) entwickelt, was erklären könnte, wieso sich Sacred 3 so grundlegend von seinen beiden Vorgängern unterscheidet.
Es wäre gelogen zu sagen, dass Sacred 3 sich nahtlos in die Trilogie einfügt. Es ist jedoch, wenn man sich von bestimmten Erwartungen löst, ein unheimlich unterhaltsames und kurzweiliges Action-Rollenspiel mit einer liebevoll gestalteten Grafik und spaßigen Momenten. Wer an Sacred das freie Erkunden und das Sammeln von Gegenständen geschätzt hat, ist hier natürlich an der falschen Adresse und sollte nach den ersten beiden Teilen einen Schlussstrich setzen. Für diejenigen unter uns, die aber offen für Neues sind, bietet Sacred 3 reichlich gute Unterhaltung. So agiert der Spieler beispielsweise nicht mehr als bloßes Individuum, sondern er führt eine Gruppe von Helden an, was ein ganz anderes Spielgefühl erzeugt. Im Vordergrund steht hier ganz klar die Action und weniger das Erkunden und Reisen.
In Ancaria wird jeder fündig
Jeder Teil der Sacred-Reihe bietet etwas Neues für Liebhaber von Action RPGs. Wie wir in dieser Übersicht aufgezeigt haben, sind die verschiedenen Teile von Sacred eigenständige Spiele. Während Fans bis heute die offene, abwechslungsreiche Welt der ersten beiden Teile gerne nach wie vor gerne erkunden, richtet sich der dritte Teil der Reihe eher an Spieler, die mehr Struktur bevorzugen. Doch für jeden Gamer, der fantasievolle Welten liebt und Action liebt, bietet die Sacred-Serie mitunter hunderte Stunden Spielspaß. Auch im Jahr 2020 ist Ancaria noch eine Spielwelt, die es wert ist, erkundet zu werden!
Mehr Informationen: Wikipedia-Seite zu Sacred